„Allein in Österreich stehen laut einer Hochrechnung der KMU Forschung Austria jährlich rund 7.000 Unternehmen zur Übergabe an. Knapp 1.400 Betriebe fallen in den Tourismus- und Freizeitsektor. Vor allem in der Hotellerie stehen in den kommenden zehn Jahren ca. 2.200 Betriebe zur Übergabe an, wovon sich mehr als 80% in Familienbesitz befinden. (vgl. WKO Fachverband Hotellerie, Betriebsübergabe in der Hotellerie, Positionspapier, 23. September 2013)

Betriebsübergaben – ein wichtiger Faktor im heimischen Tourismus

„Jede gelungene Betriebsübergabe ist so wichtig, wie eine erfolgreiche Gründung“, erklärten der Präsident der Österreichischen Notariatskammer, Ludwig Bittner, und Tourismus-Obmann Hans Schenner im Interview mit der T.A.I.

Jede touristische Destination braucht gute Beherbergungsbetriebe. Ein Rückgang von Hotelbetrieben in der Region wirkt sich mit der Zeit negativ auf die gesamte Destination aus. Somit sind notwendige Betriebsübergaben in der Hotellerie nicht nur eine Herausforderung für Eigentümer und Hoteliersfamilien sondern auch eine besondere Herausforderung für den regionalen Tourismus.

Der Übergabeprozess und was genau zu tun ist

Ein erfolgreicher Übergabe- und Nachfolgeprozess erfordert eine systematische, strukturierte Herangehensweise.

Einschätzung zur Ausgangslage

Wichtig ist es zu wissen, wo sich der Betrieb positioniert hat und welchen Marktwert/welche Marktchancen er aufweist.

Rechtzeitig Ziele definieren

Überlegungen hinsichtlich Betriebsübergabe und Möglichkeiten sollten zeitnah geprüft werden!
Achtung: Finanzielle Absicherung nach der Betriebsübergabe nicht außer Acht lassen!!

Experten mit in das Boot holen

Unternehmens- und Steuerberater sowie Banken sollten schon früh über die mögliche Betriebsübergabe informiert werden, um sich bestmöglich auf die bevorstehende Projektphase vorzubereiten.

Der Nachfolger

Wen möchte ich mit der Führung des Betriebes nach mir betrauen? Nachfolger können familienintern (Kinder, Enkel, etc.) oder auch familienextern (z.B. Käufer oder auch ehemalige Mitarbeiter) gesucht/gefunden werden. Wichtig ist es, sich darüber Gedanken zu machen, welche Eigenschaften und Fähigkeiten der Nachfolger mitbringen muss, um den Betrieb erfolgreich weiter zu führen!

Projektplan zur Nachfolge erstellen

Wer alle notwendigen Aufgaben während dem Übergabeprozess schriftlich und terminlich festhält und koordiniert, wird später kaum böse Überraschungen erleben.

Tipp: Wichtige Vertrauenspersonen sowie wichtige Lieferanten, Kooperationsbetriebe und Stammkunden rechtzeitig über die geplante Übergabe informieren!

Organisatorisches

Alle wichtigen Verträge, Versicherungen, vermögens- und steuerlichen Aspekte zur Übergabe vorab aufbereiten und berücksichtigen.

Wer sich frühzeitig Gedanken über den Prozess der Betriebsübergabe macht und seinen Nachfolger rechtzeitig mit einbezieht, schafft eine positive Betriebsübergabe. Gutes Zeitmanagement und eine rechtzeitige, klare Kommunikation sind das A und O!

Wer ist der ideale Nachfolger

Laut einer Studie mit dem Titel „Nachfolge und Betriebsübergaben in der österreichischen Hotellerie“, in Auftrag gegeben von der Österreichischen Notariatskammer und der Wirtschaftskammer Österreich (Bundessparte Tourismus), gilt als ideales Alter zur Übernahme von Hotelbetrieben ein Alter zwischen 28 und 33 Jahren.

Achtung: Laut Ludwig Bittner, Präsident der Österreichischen Notariatskammer, bestätigt die Studie auch, dass ein zu langes Warten des Übergebers zum Scheitern der Nachfolge führen kann. Erfolgt die Übernahme nämlich zu spät, so ist dem potenziellen Übernehmer oft schon die Lust auf die Übernahme vergangen.

Checkliste zur Übergabe von Hotelbetrieben

Wir haben für Sie nochmals die wichtigsten Tipps aus Sicht des Hoteliers zusammengefasst!

Ich bin über 50 Jahre alt und Eigentümer eines Beherbergungsbetriebes. Folgende Punkte sind für die weitere Zukunft meines Betriebes sehr wichtig:

  • Habe ich bereits über meine Nachfolge nachgedacht?
  • Habe ich mir schon einen Übergabeplan erstellt?
  • Habe ich externe Berater wie Unternehmensberater, Steuerberater und Banken mit eingebunden?
  • Wer ist mein Nachfolger und gibt es eine gute sowie klare Kommunikation zu ihm?
  • Gibt es einen Finanzierungs- und Investitionsplan im Zuge der Übergabe?
  • Kenne ich die finanziell realistischen Möglichkeiten meines Betriebes während und nach der Übergabephase?
  • Habe ich mir Gedanken über Alternativen zur Übergabe gemacht? (z.B. Verkauf)
  • Habe ich aktuelle Gutachten von externen Beratern zum Übergabeprojekt eingeholt und geprüft?
  • Habe ich mir Gedanken über die Renovierungsphase gemacht? Übergabe bedeutet auch meist Teilerneuerung oder Neuausrichtung des Betriebes! Wie finanziere ich diese Renovierung und wer kümmert sich um die Projektkoordination?